Ein Buch in einem Monat schreiben – ist das möglich?

Schreiben Tipps

Immer wieder hört man von Autoren, die behaupten, sie könnten ein Buch in nur einem Monat schreiben. Das klingt verlockend – wer möchte nicht in kürzester Zeit ein fertiges Manuskript in den Händen halten? Doch ist es wirklich möglich, ein tiefgründiges und qualitativ hochwertiges Buch in nur 30 Tagen zu schreiben?

Ich persönlich glaube nicht, dass ein tiefgründiges Buch so schnell geschrieben werden kann. Da braucht es mehr Vorbereitung. Warum? Weil das Schreiben eines guten Buches weit mehr erfordert als nur das Tippen von Worten.

Mein Lektor sagte einmal: Ein großer Anteil der Bücher auf dem Markt sind nur eindimensional. Damit meinte er, dass diese Bücher oft nur eine einzige Ebene ansprechen – sie bieten vielleicht eine interessante Handlung, bleiben dabei aber oberflächlich. Sie schaffen es nicht, den Leser wirklich tief zu berühren oder zum Nachdenken anzuregen.

Ein wirklich tiefgründiges Buch hingegen ist mindestens vierdimensional. Das bedeutet, es spricht mehrere Ebenen an und bietet eine reiche, vielschichtige Leseerfahrung.

Was macht ein mehrdimensionales Buch aus?


Erstens, es erzeugt Spannung. Eine gut durchdachte Handlung, unerwartete Wendungen und ein starker Erzählfluss halten den Leser gefesselt.

Zweitens, es berührt die Gefühle. Durch tief ausgearbeitete Charaktere und emotionale Erlebnisse können sich Leser in die Figuren hineinversetzen, mit ihnen mitfühlen und ihre Geschichten intensiv miterleben.

Drittens, es spricht den Intellekt an. Solche Bücher regen zum Nachdenken an, sie stellen Fragen, die den Leser herausfordern und zum Reflektieren bringen. Sie bieten Einblicke und Erkenntnisse, die über die reine Unterhaltung hinausgehen.

Viertens, es stimuliert die Sinne. Ein tiefgründiges Buch nutzt eine reiche, bildhafte Sprache, um lebendige und detaillierte Beschreibungen zu liefern, die die Vorstellungskraft anregen. Leser können sich die Szenen vor ihrem inneren Auge vorstellen, sie können die Welt, die der Autor geschaffen hat, förmlich sehen, hören und fühlen.

Ein solches Buch bietet also nicht nur eine spannende Geschichte, sondern eine ganzheitliche Erfahrung, die den Leser auf mehreren Ebenen anspricht und lange in Erinnerung bleibt. Wer so etwas in einem Monat schaffen möchte, muss schon sehr, sehr gut vorbereitet sein. Denn so ein Buch ist nicht in einem Durchgang geschrieben.

Trotzdem spricht überhaupt nichts dagegen, sich einen Monat lang wirklich intensiv an die Arbeit zu machen und vielleicht sogar einen der Challenges zu nutzen, die immer wieder angeboten werden (wie zum Beispiel NaNoWriMo). Zum Beispiel kannst du in einem Monat durchaus den ersten Entwurf deines Buches schaffen. Und du bekommst Unterstützung.

Wenn du aber wirklich in einem Monat deinen Roman von A bis Z schreiben willst, musst du zumindest gut vorbereitet sein:

Punkt 1: Der Plot des Buches muss gut durchstrukturiert sein

Ein überzeugender Plot ist das Herzstück jedes Buches. Die Entwicklung der Geschichte, die Wendepunkte und das Ende sollten dir klar vor Augen stehen. Das bedeutet, dass du dir im Vorab die Zeit nehmen musst, um deinen Plot gründlich zu entwickeln. Ein unstrukturierter Plot führt leicht zu einer wirren Geschichte, die weder den Leser fesselt noch zufriedenstellt.

Punkt 2: Figuren müssen bereits durchgeplant sein

Die Charaktere deines Buches sind genauso wichtig wie der Plot. Sie treiben die Handlung voran und lassen die Geschichte lebendig werden. Jeder Charakter sollte eine eigene, gut durchdachte Hintergrundgeschichte, Motivationen und Ziele haben. Das Entwickeln tiefgründiger Figuren erfordert Zeit und Nachdenken, um sicherzustellen, dass sie realistisch und konsistent sind.

Punkt 3: Die wichtigsten Recherchen für das Buch müssen schon gemacht sein

Abhängig von deinem Thema können umfangreiche Recherchen notwendig sein. Ob historische Details, wissenschaftliche Fakten oder kulturelle Hintergründe – all diese Informationen müssen korrekt und glaubwürdig in dein Buch einfließen. Recherchen sind zeitaufwendig und oft mühsam, aber unerlässlich. Damit du während deines Schreibmonats im Fluss bleiben kannst, solltest du die Recherchen schon im Voraus machen.

Punkt 4: Ebenso sollten die Buchkapitel bereits vorbereitet sein

Die Kapitel deines Buches sollten zumindest schon grob skizziert sein. Diese Vorarbeit hilft dir, den Überblick zu behalten und sicherzustellen, dass jedes Kapitel einen klaren Beitrag zur Gesamtgeschichte leistet. Eine gute Strukturierung der Kapitel erleichtert den Schreibprozess und hilft, Schreibblockaden zu vermeiden.

Punkt 5: Das Buch sollte einen für dich realistischen Umfang haben

Ein weiterer entscheidender Punkt ist der Umfang deines Buches. Wenn du in einem Monat ein Buch schreiben möchtest, sollte der Umfang realistisch sein. Ein durchschnittlicher Roman umfasst etwa 70.000 bis 150.000 Wörter.

Angenommen, du schaffst 1.000 Wörter am Tag – multipliziere dies mal 30 und du erhältst 30.000 Wörter. Dies ist eher die Länge einer Novelle als eines Romans. Denke aber daran, dass du auch Pausen brauchst. Minimum einen Tag Ruhe pro Woche solltest du dir gönnen (Nackenschmerzen ahoi!), also multipliziere deine tägliche Wortanzahl lieber mal 26. Das ergibt 26.000 Wörter. Bei 1500 Wörtern täglich sind es 39.000 Wörter. Stephen King schreibt durchschnittlich 2000 Wörter täglich und käme somit auf 52.000 Wörter pro Monat (inklusive Ruhetage). Du siehst – ganz schön herausfordernd!

Fazit

Zusammengefasst: Ein Buch in einem Monat zu schreiben, mag für manche Autoren machbar sein, besonders wenn es sich um kürzere Werke oder bereits stark durchdachte Projekte handelt.

Meine Empfehlung an dich ist daher: Nimm dir die Zeit, die dein Buch verdient. So wirst du am Ende ein Werk in Händen halten, auf das du wirklich stolz sein kannst.